Hildesheim
Wärmespeicher Drispenstedt
Jahr der Fertigstellung
2017
Bauherr
EVI Energieversorgung Hildesheim GmbH & Co. KG
gbg Wohnungsbaugesellschaft Hildesheim AG
Beteiligte Planende
pape + pape architekten
Weitere Beteiligte
Technik Werft GmbH
Planungsphasen
LPH 1-8
Auszeichnungen
Nominierung Deutscher Lichtdesignpreis, Kategorie: Außenbeleuchtung / Anstrahlung
Planungsziel
Um die Klimaschutzziele der Wärmeversorgung zu erreichen, wurde ein leistungsstarkes Blockheizkraftwerk errichtet, um als Hauptwärmeerzeuger bis zu 60% der benötigten Wärmemenge für insgesamt ca. 1600 Wohnungen im Fernwärmenetz des Stadtteils zu erzeugen. Das Gesamtkonzept wurde 2016 mit dem Klimaschutz-Zukunftspreis des Landes Niedersachsens ausgezeichnet.
Es galt, dieses wichtigen Bindeglied zwischen den erneuerbaren Energieträgern Wind und Photovoltaik, gestalterisch angemessen, zeitgemäß und technisch modern zu beleuchten.

Umsetzung
Das Bauwerk der ausgewählten Variante von pape+ pape Architekten bildet ein markantes Merkzeichen, das die multifunktional genutzte Platzfläche am Stadtteiltreff selbstbewusst besetzt. Die Fassade des turmartigen Baukörpers besteht aus einer wellenförmig geschnittenen, perforierten Textilmembran, die über eine filigrane Stahl-Unterkonstruktion aufgespannt ist. In ihrer Anmutung spiegelt die Hülle die physikalischen Eigenschaften des Wasserspeichers, indem sie die Bewegung horizontaler Wasserschichten interpretiert.
Tagsüber sind Farbigkeit und Gestaltung der nur leicht transparenten Fassadenmembran prägend: Der Turm zeigt sein Volumen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit wandelt sich das Bild: Die hinter der Fassade integrierte Beleuchtung erhöht die Transparenz der Membran deutlich und macht das technische Innere sichtbar. Ein dynamischer Farbverlauf illustriert den aktuellen Wärme-Füllstand des Speichers. Eindeutig für die Betrachter legt sich das warme, „rote“ Wasser schichtweise oben auf das kalte, „blaue“ Wasser. Der Erwärmung des Wassers wird durch sanfte, erst auf den zweiten Blick wahrnehmbare Wellenbewegungen von unten nach oben dargestellt. Wird die Wärme schließlich wieder abgegeben, kehrt sich die Dynamik um: Das „volle“ Rot wechselt in ein Dunkelblau, die Wellenbewegungen laufen von oben nach unten.
Der tatsächliche Wärmefüllstand wird in Echtzeit dargestellt, die Lichtsteuerung übernimmt die Daten direkt aus der Steuerung des Kraftwerks. Dabei stellt sich kein langweiliger Zwischenzustand ein, weil der Speicher im Regelfall immer zwischen leer und voll pendelt.

Hier wird eine Lichtinszenierung nicht dekorativ aufgesetzt, sondern wirkt als großformatige Temperaturanzeige, die den örtlichen Beitrag zum Klimaschutz im Quartier sichtbar macht.
Zwischen dem Speichertank und der Membran sind kompakte RGBW-Scheinwerfer jeweils paarweise an der Tragkonstruktion montiert und bewusst so ausgerichtet, dass sie ein lebendiges Lichtbild auf der Fläche erzeugen.
Die Steuerung der Leuchten erlaubt für besondere Events die Einbeziehung der Anlage in die Lichtinszenierung des externen Veranstalters.
Für das Fest der gemeinnützigen Baugesellschaft sind deren Hausfarben bereits programmiert. Mit zunehmenden Abendstunden wird die Helligkeit immer weiter zurückgenommen, bis der Wärmespeicher schließlich gemeinsam mit seinem Stadtteil in den Schlummermodus fällt.
