Haldensleben
Zentraler Omnibusbahnhof
Jahr der Fertigstellung
2011
Bauherr
Stadt Haldensleben
Beteiligte Planende
SCHULITZ Architekten GmbH
nsp landschaftsarchitekten stadtplaner
Planungsphasen
LPH 1-8
Planungsziel
Die Stadt Haldensleben wünschte mit dem neuen zentralen Busbahnhof ein städtebauliches Zeichen am Stadteingang vor dem Bahnhof, zugleich auch ein zeitgemäßes Signal für die Aufwertung des Stadtteils.
Die praktische Anforderung eines regengeschützten Übergangs von einem Bus zum nächsten und auch der Wunsch des Bauherrn, die geschützte Fläche für Veranstaltungen nutzen zu können, führte zum Entwurf eines zusammenhängenden Dachs, das sich schließlich in großzügiger und ausdrucksstarker Geste präsentiert.


Umsetzung
Im Hinblick auf den begrenzten Kostenrahmen wurde die Konstruktion des Dachs aus feuerverzinktem Stahl auf einen minimierten Materialverbrauch ausgelegt. Das Tragwerk ist vollständig vorgefertigt, die Elemente wurden auf der Baustelle lediglich verschraubt. Gestaltungsidee „Transparenz und Leichtigkeit“ wurde auch auf das Lichtkonzept übertragen: Im Nachtbild soll das Dach wie ein Leuchtkörper auf seinen schlanken Stützen „schweben“.
Für die Bekleidung der Unterseite des Dachkörpers wurde Streckmetall gewählt, das in großen durchgespannten Elementen Volumen bildet und zugleich Transparenz ermöglicht.
Im Dach sind Rohrleuchten in zwei Bändern installiert, deren integrierte Reflektoren das Licht gezielt auf die gesamte Streckmetallfläche leiten. Zugleich wird durch den nach oben gerichteten Lichtanteil die innere Struktur des Dachs sichtbar. Die Streckmetallelemente sind komplett abklappbar, der Dachraum ist für Wartungszwecke voll zugänglich. Neben ihrer gestalterischen Funktion sorgt die Beleuchtung vornehmlich für ein erhöhtes Maß an Sicherheit und Komfort für die Fahrgäste.

Auf die unterschiedlichen tatsächlichen Nutzungsanforderungen reagiert die dynamische Lichtregelung: Zwei Minuten vor Einfahrt eines Busses wird die Beleuchtung des entsprechenden Bussteigs innerhalb von fünf Sekunden auf das Maximum erhöht. Die in diesem Moment deutlich wahrnehmbare Verdreifachung des Lichtniveaus sorgt für eine unmittelbare Aufmerksamkeit der wartenden Fahrgäste. Insbesondere am Morgen gewährleistet die deutlich über den einschlägigen Anforderungen liegende Beleuchtungsstärke auch auf der Fahrbahn ein hohes Maß an Sicherheit und Orientierung. Eine Minute nach Ausfahrt des Busses wird das Lichtniveau langsam wieder auf den minimalen „Stand By“-Wert heruntergefahren. Diese Absenkung wirkt für die Wartenden nicht störend, im Regelfall wird sie gar nicht wahrgenommen. Auch die Anwohner wissen diesen Lichtkomfort in den verkehrsarmen Abendstunden zu schätzen: Das Beleuchtungsniveau im abendlichen Ruhezustand liegt nur wenig über dem für Gehwege. Die Lichtsteuerung übernimmt die An- und Abfahrtszeiten als direkten Echtzeitwert aus dem Server der „NASA“ (Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt), von dem aus per GPS-Signal der Busse auch jede registrierte Verspätung unmittelbar weitergegeben wird.
Der Busbahnhof wird am Wochenende auch für Veranstaltungen („Rock am ZOB“) genutzt. In diesem Fall erlaubt ein Tableau den manuellen Eingriff und das Dimmen der Beleuchtung bis auf den gewünschten Minimalwert. Der Bereich innerhalb des Busbahnhofs soll im abendlichen Bild in den Hintergrund treten und ist demzufolge nur mit wenigen, gezielt gesetzten Leuchten dekorativ und vandalismussicher akzentuiert. Dem Dach zugeordnet sind Lichtstelen, die mit asymmetrischer Lichtcharakteristik für die Ausleuchtung der Einfahrt sorgen. Sie korrespondieren in ihrer Gestaltung mit dem Format der Rundstützen.
